Wenn der Sommer langsam zur Neige geht, die Tage allmählich kürzer werden und morgendliche Nebelschwaden geheimnisvolle Stimmungen hervorzaubern, dann kommt es wieder, dieses unbeschreibliche Kribbeln. Zwar habe ich mittlerweile schon einige Hirschbrunften erlebt und irgendwann macht man sich nicht mehr bei jedem aus der Nähe zu vernehmendem Röhren fast in die Hose, aber die Hirschbrunft ist und bleibt ein beeindruckendes Erlebnis! Und - jedes Mal ist es wieder anders.
Soll ich auch dieses Jahr wieder hinfahren? Die Hirschbrunft ist doch ein viel fotografiertes und gefilmtes Thema, und auch ich habe ja schon einige gute Aufnahmen im Kasten. Soll ich mich diesen Herbst nicht lieber auf etwas anderes konzentrieren? Z.B. auf Kleinvögel im Bergwald. Oder auf Tannenhäher, die den Winter vorbereiten. Oder ich könnte ein paar schöne Zeitraffer von schönen Herbststimmungen machen...
Ein Herbst ohne Hirschbrunft? Ist das überhaupt ein richtiger Herbst? Nein, es muss sein! Zumindest für ein paar wenige Tage muss ich wieder hin. In den letzten Jahren konnte ich viel Erfahrung sammeln und ich habe gute Beobachtungsposten gefunden. Dies könnte ich nun nutzen für meine ersten Hirschaufnahmen in 4K. Mit relativ geringem Aufwand müssten sich ein paar gute Szenen in herausragender Auflösung drehen lassen.
Der erste Abend: Es ist erstaunlich ruhig im Wald, kaum ein Röhren zu hören; und wenn, dann nur in weiter Entfernung. Kein einziger Hirsch weit und breit. Nicht mal eine Hirschkuh lässt sich blicken. Naja, Misserfolge sind für Naturfilmer nichts Aussergewöhnliches. Ich habe ja noch einige Gelegenheiten.
Der erste Morgen: Genau dasselbe wie am Vorabend. Der zweite Abend: Nichts. Seltsam... Ich meine: Dass die Hirsche nicht genau bei meiner Lichtung durchziehen, das kommt immer mal wieder vor. Jedoch hört man normalerweise die Hirsche wenigstens, wenn man sie schon nicht sieht. Gab es in letzter Zeit bei meiner Lichtung vielleicht mal eine gröbere Störung und die Hirsche weichen nun aus? Weshalb ist es dann aber auch rundherum so erstaunlich still? War die Brunft dieses Jahr früher? Kann irgendwie auch nicht sein, nachts war rund ums Haus nämlich die Hölle los! Am Wind kann es auch nicht liegen, der war nämlich gut. Auf jeden Fall werde ich am nächsten Morgen nochmals mein Glück versuchen. Auch wenn die Hirsche nicht gerade fleissig röhren, irgendwo müssen sie ja sein.
Der zweite Morgen: Der Wind hat gedreht und trägt meinen Geruch nun genau in Richtung Lichtung. Bei diesen Verhältnissen lohnt sich ein Ansitz keinesfalls. Das weiss ich und das musste ich in den letzten Jahren mehrfach selbst erfahren. Was nun? Auf der anderen Seite der Lichtung gibt es kein geeignetes Versteck mit genügend Überblick. Soll ich zur nächsten Lichtung? Allerdings sind auch da die besten Verstecke bei diesen Windverhältnissen nicht optimal.
Während ich planlos und komplett ungetarnt mitten auf dem Weg rumstehe, erscheint plötzlich ein mächtiger Hirschstier. Mitten auf der Lichtung bleibt er kurz stehen, röhrt und verschwindet so schnell wieder, wie er gekommen ist. Die Kamera hatte ich natürlich nicht bereit...
Leider blieben auch die weiteren drei Ansitze erfolglos, und so war der diesjährige Herbst zwar nicht ein Herbst ohne Hirschbrunft, aber ein Herbst, in dem mir nicht eine einzige Hirschaufnahme gelungen ist. So wenig Glück hatte ich in all den letzten Jahren noch nie. Fest steht aber: Die Hirschbrunft ist und bleibt ein beeindruckendes Erlebnis. Und - es ist eben jedes Mal wieder anders.
Schön war der Herbst auf jeden Fall trotzdem. Hier ein paar Eindrücke:
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